Hyper-Unabhängigkeit und Einsamkeit: Ein gefährliches Zusammenspiel

Jasmin Hable
Jasmin Hable

Am 14.02.2025 - 06:20

Hinter der Fassade von Unabhängigkeit kann sich oft Einsamkeit verstecken. Wer auf dem Weg zur Selbstständigkeit nicht achtsam ist, gerät in die Isolation.

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Unabhängigkeit ist ein erstrebenswertes Ziel. Zu viel des Guten kann aber schnell in Einsamkeit umschlagen. - Depositphotos

Unabhängigkeit gilt besonders in westlichen Kulturen als Symbol für Stärke und Erfolg. Doch was passiert, wenn diese Unabhängigkeit ins Extreme geht?

Wenn der Wunsch nach Selbstständigkeit so dominant wird, dass jede Art von Unterstützung oder Hilfe abgelehnt wird?

Das Phänomen der «Hyper-Unabhängigkeit»

Dieses Phänomen ist unter dem Begriff «Hyper-Unabhängigkeit» bekannt. Es kann sich negativ auf Beziehungen, Karriere und auf unsere psychische Gesundheit auswirken.

Terri Bacow, eine renommierte Psychologin der kognitiven Verhaltenspsychologie und bekannte Autorin, beschreibt diesen Zustand als übermässige Autonomie und Selbstständigkeit, die mit negativen Konsequenzen einhergeht.

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Einsame Menschen wählen sich diesen Zustand nicht selbst aus. - Depositphotos

Gesunde Unabhängigkeit zeichnet sich hingegen durch ein Gleichgewicht aus Eigenständigkeit und dem Wissen um die Notwendigkeit von Unterstützung durch andere aus.

Von Angst bis Burnout: Die Gefahren der «Hyper-Unabhängigkeit»

Personen mit ausgeprägtem Unabhängigkeitbedürfnis haben meist Angst oder fühlen sich extrem unwohl dabei, andere um Unterstützung zu bitten. Selbst dann, wenn das Unterlassen desselben zu ihrem eigenen Nachteil ist.

Sie leiden unter emotionaler Erschöpfung und haben ein höheres Risiko einer Burnout-Erkrankung. Oft isolieren sie sich selbst und empfinden tiefe Einsamkeit.

Aber nicht nur im Privat-, sondern auch im Berufsleben können negative Auswirkungen auftreten. Denn hyper-unabhängige Personen haben ein höheres Risiko, Fehler zu machen, weil sie Hilfe ablehnen, oder gar Aufgaben zu übernehmen, die ihre Kapazität oder ihre Fähigkeiten übersteigen.

Überlebenstaktik oder Falle?

Ähnlich sieht es Simone Saunders. Die Trauma-Therapeutin erklärt, dass Hyper-Unabhängigkeit kein Persönlichkeitsmerkmal ist.

Vielmehr handelt es sich hier um ein Überlebensmerkmal, das durch frühkindliche Erfahrungen, traumatische Erlebnisse in der Kindheit oder im Erwachsenenalter entwickelt wurde.

Frau Seniorin Weg Spaziergang
Einsamkeit im Alter ist ein schwerwiegender Faktor für Depressionen. - Pixabay

Und auch unser kultureller Hintergrund kann zu diesem Problem beitragen. Denn wenn Unabhängigkeit als höchster Wert vermittelt wird, kann dies die Neigung zur Hyper-Unabhängigkeit fördern.

Mechanismus im Hintergrund: Kontrolle

Bei hyper-unabhängigen Personen besteht oft ein Bedürfnis nach Kontrolle und Perfektionismus. Bei ihnen überwiegt das Gefühl, nur dann die volle Kontrolle über die korrekten Ergebnisse zu haben, wenn sie niemanden miteinbeziehen.

Darüber hinaus kann das Phänomen Ursache von psychischen Problemen wie Angstzuständen oder Depressionen sein.

Dagegen hilft nur eins: sich wieder anderen Menschen zuwenden. Schon kleine Schritte tun wahre Wunder, und Sie werden sehen, sind Sie selbst betroffen, wie viel glücklicher Sie werden – und nicht abhängig, sondern zusammen mit anderen.

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