Sind Bambusprodukte so gut wie ihr Ruf?

Maria Hutmacher
Maria Hutmacher

Am 14.10.2024 - 15:18

Sie haben wahrscheinlich von der angeblichen Nachhaltigkeit von Bambusprodukten gehört. Aber wie viel davon ist wahr und wie viel ist nur cleveres Marketing?

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Bambusprodukten haftet ein positiver Ruf an. Nachhaltig und umweltschonend soll das Material sein. Ein Irrglaube. Auch hier lohnt es sich, die Produktionsbedingungen anzusehen. - Depositphotos

Bambus hat in den letzten Jahren enorm an Popularität gewonnen, insbesondere in der Modeindustrie. Die weichen, temperaturausgleichenden und atmungsaktiven Eigenschaften des Materials machen es zu einer attraktiven Alternative zu Baumwolle.

Die Geschichte der Verwendung von Bambus reicht Tausende von Jahren zurück. Bereits vor über 5000 Jahren nutzten die Chinesen ihn zum Bau von Häusern oder zur Herstellung alltäglicher Gegenstände.

Heutzutage wird er unter anderem als Baustoff, Möbelmaterial oder auch im traditionellen chinesischen Medizinbereich verwendet. Doch wie umweltfreundlich ist Bambus tatsächlich?

Wie wird aus Bambus Stoff?

Der Prozess der Umwandlung von Bambusholz in Textilien unterscheidet sich stark vom herkömmlichen Verarbeitungsprozess für andere Produkte aus dem Material. Es gibt zwei Hauptmethoden zur Herstellung von Stoffen aus dieser Ressource: Viskose- und Leinenverfahren.

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Achten Sie bei Bambus-Kleidung darauf, dass sie mit dem Leinen-Verfahren hergestellt wurde. Es ist nachhaltiger als das der Viskose. - Depositphotos

Zur Herstellung von Bambusviskose wird Zellulose aus dem Zellstoff der Pflanze gewonnen. Dazu wird der Bambus zerkleinert und mit chemischen Lösungsmitteln gekocht, um die Zellulose zu entfernen.

Die extrahierte Zellulose wird dann zu Platten verdichtet, beim Drücken durch eine Spinndüse (dient der Chemiefaserherstellung) entstehen dann Stränge. Die werden in Schwefelsäure getaucht und die so erzeugten Filamente zu Garn gesponnen.

Leinen oder Lyocell

Bei der zweiten Methode wird Bambus zu einem Brei und anschliessend zu Enzymen verkleinert. Die Struktur der Zellulose wird so nicht verändert.

Nun werden die Fasern gewaschen, ausgekämmt und zu Garn gesponnen. Der daraus resultierende Stoff sieht aus und fühlt sich an wie Leinen, heisst: Er ist weniger weich als Bambusviskose.

Diese Produktionsmethode ist teurer und arbeitsintensiver, aber wie wir später sehen werden, nachhaltiger als die Herstellung von Bambusviskose. Leider ist es derzeit sehr schwierig, Bambusleinen auf dem Markt zu finden.

Die Schattenseiten des Bambus

Trotz der vielen Vorteile von Bambus gibt es auch eine dunkle Seite. Die steigende Nachfrage nach dem Material hat zu massiven Rodungen geführt, um Platz für neue Bambuswälder zu schaffen.

Diese Monokulturen bedrohen die Artenvielfalt und führen zur Vertreibung lokaler Tierarten. Auch bei der Herstellung von Stoffen aus Bambus sind einige ernsthafte Umweltprobleme zu berücksichtigen.

Insbesondere das chemische Verfahren zur Herstellung von Viskose ist energieintensiv und erzeugt Abfallstoffe, darunter auch gesundheitsschädliche Chemikalien.

Sollten wir also auf Bambus setzen?

Die Antwort auf die Frage ist nicht einfach. Prinzipiell hat das Holz das Potenzial zur Nachhaltigkeit, das ist aber stark von der Herstellungsweise abhängig.

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Häufig stammt Bambus aus China. Ein Land, das mitunter unwirtliche Arbeitsbedingungen hat und das Naturprodukt mit umweltschädlichen Chemikalien behandelt. - Depositphotos

Meist werden Produkte aus Bambus in China hergestellt. Dort gibt es fast keine Umwelt- oder Menschenrechtsvorschriften.

Achten Sie beim Kauf von Produkten darauf, dass diese aus zertifiziertem Bio-Bambus hergestellt wurden und Fair-Trade-Standards entsprechen. Und: Vermeiden Sie Bambusviskose – die Produktion geht mit umweltschädlicher Chemie einher.

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